Stand: Januar 2025
Die unterschätzte Gefahr
Stürze gehören zu den häufigsten Unfallursachen im häuslichen Umfeld, besonders im fortgeschrittenen Alter. Die gute Nachricht: Durch gezielte Prävention lässt sich das Sturzrisiko erheblich reduzieren. Mit durchdachten Maßnahmen und kleinen Veränderungen in der Wohnungseinrichtung können Sie Ihr Zuhause deutlich sicherer gestalten. Dieser ausführliche Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie effektive Sturzprävention in Ihren Alltag integrieren.
Statistiken zeigen, dass jeder dritte Mensch über 65 Jahre mindestens einmal jährlich stürzt. Die Folgen sind oft schwerwiegend: Von Prellungen über Knochenbrüche bis hin zu langfristigen Einschränkungen der Mobilität. Besonders tückisch: Nach einem Sturz entwickeln viele Menschen Angst vor weiteren Stürzen, was zu verminderter Aktivität und damit zu einem noch höheren Sturzrisiko führt. Dieser Teufelskreis lässt sich durch gezielte Prävention durchbrechen.
Der ganzheitliche Ansatz
Effektive Sturzprävention basiert auf drei Säulen:
- Bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Wohnungssicherheit
- Verhaltensanpassungen im Alltag
- Gezielte Übungen zur Stärkung von Kraft und Balance
Sichere Wege durch die Wohnung
Der erste Schritt zur Sturzprävention beginnt mit einer kritischen Analyse der Laufwege in der Wohnung. Alle häufig genutzten Wege sollten frei von Hindernissen sein. Kabel sollten sicher verlegt, lose Teppiche entfernt oder rutschfest fixiert werden. Besonders wichtig ist eine gute Beleuchtung – auch nachts sollten alle Wege ausreichend erhellt sein.
Möbel sollten so angeordnet sein, dass sie zum einen nicht im Weg stehen, zum anderen aber bei Bedarf als Stütze dienen können. Stabile, gut verankerte Möbelstücke können in kritischen Situationen wichtige Haltepunkte sein. Achten Sie besonders darauf, dass Sitzmöbel die richtige Höhe haben und einen sicheren Stand bieten.
Das Badezimmer: Zentrum der Sturzprävention
Das Badezimmer verdient besondere Aufmerksamkeit, denn hier ist das Sturzrisiko besonders hoch. Rutschfeste Matten oder besser noch rutschhemmende Bodenbeläge sind ein Muss. Haltegriffe an strategisch wichtigen Stellen – neben der Toilette, an der Badewanne und in der Dusche – bieten zusätzliche Sicherheit.
Eine bodengleiche Dusche ist die sicherste Option und erhöht zudem den Wohnkomfort. Falls der Einbau nicht möglich ist, sind niedrige Duschtassen mit rutschfester Oberfläche eine gute Alternative. Ein stabiler Duschhocker ermöglicht sicheres Sitzen beim Duschen und reduziert die Rutschgefahr erheblich.
Die Küche sicher gestalten
In der Küche ist eine durchdachte Organisation besonders wichtig. Häufig benötigte Gegenstände sollten in gut erreichbarer Höhe aufbewahrt werden, um gefährliche Klettermanöver zu vermeiden. Eine ausziehbare Trittleiter mit Haltebügel ist eine sichere Alternative zur wackligen Haushaltsleiter.
Der Boden sollte rutschfest und leicht zu reinigen sein. Verschüttete Flüssigkeiten müssen sofort aufgewischt werden können. Eine gute Beleuchtung der Arbeitsflächen verhindert Unfälle bei der Zubereitung von Mahlzeiten.
Treppen: Die besondere Herausforderung
Treppen stellen eine besondere Gefahrenquelle dar. Beidseitige, gut greifbare Handläufe sind unverzichtbar. Die Stufen sollten rutschfest und gut sichtbar sein – Markierungen an den Stufenkanten erhöhen die Sicherheit zusätzlich. Eine gute Ausleuchtung, idealerweise mit Bewegungsmeldern, ist besonders wichtig.
Bei längeren Treppen empfiehlt sich ein Zwischenpodest zum Ausruhen. Ist der Einbau eines Treppenlifts möglich, sollte diese Option frühzeitig in Betracht gezogen werden.
Praktische Hilfsmittel für den Alltag
Verschiedene Hilfsmittel können den Alltag sicherer machen:
- Greifzangen für das Aufheben von Gegenständen
- Antirutsch-Beschichtungen für Teppiche
- Bewegungsmelder für die automatische Beleuchtung
- Funkgesteuerte Lichtschalter an wichtigen Stellen
- Hausnotruf-Systeme für den Notfall
Die richtige Schuhwahl
Oft unterschätzt, aber enorm wichtig: das richtige Schuhwerk. Hausschuhe sollten einen festen Halt geben und eine rutschfeste Sohle haben. Offene Pantoffeln sind tabu. Auch im Haus sollten geschlossene, gut sitzende Schuhe getragen werden.
Training für mehr Sicherheit
Körperliche Aktivität ist der beste Schutz vor Stürzen. Regelmäßiges Training von Kraft, Balance und Koordination reduziert das Sturzrisiko nachweislich. Viele Krankenkassen bieten spezielle Sturzpräventionskurse an. Auch einfache Übungen, die sich in den Alltag integrieren lassen, können sehr effektiv sein.
Ärztliche Vorsorge nicht vergessen
Regelmäßige Gesundheitschecks sind wichtig für die Sturzprävention. Lassen Sie Ihre Sehkraft und Ihr Hörvermögen regelmäßig überprüfen. Auch die Überprüfung der Medikamente ist wichtig, da manche Medikamente oder Kombinationen das Sturzrisiko erhöhen können.
Der Notfall-Plan
Trotz aller Vorsicht kann ein Sturz nie ganz ausgeschlossen werden. Daher ist es wichtig, für den Notfall vorbereitet zu sein. Ein Hausnotruf-System kann lebensrettend sein. Wichtige Telefonnummern sollten gut sichtbar notiert und ein Mobiltelefon immer griffbereit sein.
Fazit: Prävention ist der beste Schutz
Sturzprävention ist eine Investition in die eigene Sicherheit und Unabhängigkeit. Die Kombination aus baulichen Maßnahmen, Verhaltensanpassungen und körperlichem Training bietet den besten Schutz vor Stürzen. Beginnen Sie frühzeitig mit der Prävention – je früher Sie aktiv werden, desto größer ist der Effekt.